„Wir sind die besten Freunde", sagen sie unisono, und machen damit unmissverständlich klar, dass sie auch abseits des Fußballplatzes am liebsten im Doppelpack auftreten. - „Wir haben auch den gleichen Freundeskreis", erzählt Lars und Sven ergänzt: „Unsere Freizeit verbringen wir eigentlich immer gemeinsam." Noch immer wohnen die Zwillinge, die am 27. April gerade erst ihren 18. Geburtstag gefeiert haben, zu Hause in Brannenburg. Den drängenden Wunsch, so schnell als möglich in die erste eigene Wohnung zu ziehen, haben sie im Augenblick nicht. Auch ein Umzug nach München, in die Großstadt, steht derzeit nicht auf dem Programm. Im Gegenteil: „Auf dem Land fühlen wir uns total wohl. Wir leben hier nach wie vor sehr gerne und können uns etwas anderes momentan gar nicht vorstellen." Eines ist aber sicher: „Wenn wir irgendwann einmal ausziehen sollten, dann werden wir uns auf jeden Fall eine gemeinsame Wohnung nehmen." Derzeit verbringen Lars und Sven ihre Freizeit außerhalb des Trainings- und Spielbetriebs nach wie vor meistens in ihrem Heimatort Brannenburg. „Freunde treffen" ist eine ihrer Lieblingsbeschäfti¬gungen, zeigt aber auch die Verbundenheit der Benders mit ihren Wurzeln. „Fast alle unsere Kumpels kennen wir schon von klein auf. Mit vielen haben wir zusammen Fußball gespielt." Die „ersten Schritte mit dem runden Leder" machten sie im Alter von vier Jahren, sozusagen vor der eigenen Haustür beim TSV Brannenburg. Zwar gibt es für sie „seit wir denken können" nichts anderes als Fußball, an die ersten Trainingseinheiten können sie sich aber nicht mehr bewusst erinnern. Einen Beleg für das große Talent der beiden gibt es dennoch: „Wir haben zuhause Videos von uns, als wir mit dem Fußball spielen angefangen haben." Fast sieben Jahre lang kickten die Zwillinge in ihrem Heimatverein, bevor sie den Schritt zu einem größeren Verein, zur SpVgg Unterhaching machten. Das war im Jahr 1999, und Lars und Sven waren gerade mal zehn Jahre alt. Viel zu jung also, um alleine den Weg nach München zurück zu legen. Da traf es sich gut, dass die Unterhachinger Verantwortlichen ihrem Vater Hartmut Bender ebenfalls ein Angebot, nämlich als Jugendtrainer, unterbreiteten. Und so kam es, dass Vater Bender seine Söhne mit dem Auto zum Training mitnehmen konnte und gleichzeitig während der Zeit bei der SpVgg in Doppelfunktion auch ihr Coach war. „Unser Vater war drei Jahre lang unser Trainer", blickt Sven zurück, „er war immer besonders streng und hat uns nicht selten ganz schön getriezt". Fußballerisch, da sind sich beide einig, hat der Vater für die Entwicklung eine ganz wesentliche Rolle gespielt. „Vor allem was den Ehrgeiz und die Einstellung betrifft", betont Lars. Obwohl die Nachwuchsabteilung des TSV 1860 die Zwillinge „schon viel länger", wie Ernst Tanner berichtet, beobachtete, kam es „erst" 2002 zu einem Wechsel an die Grünwalder Straße. Eine große Affinität zu den Löwen sei ihnen ohnehin quasi in die Wiege gelegt worden. „Wir sind als Blaue aufgewachsen", betont Lars, „mit unserem Vater haben wir viele Spiele besucht". „Unsere Idole waren damals Abedi Pele und Petr Nowak", verrät Sven, „von Abedi Pele habe ich daheim sogar zwei Trikots". In der Position auf dem Spielfeld haben es die Zwillinge ihren großen Vorbildern von früher nachgemacht. Dass die beiden Mittelfeldspieler eine ganz besondere Klasse auszeichnet, haben sie in bei ihren Auftritten in der U17 immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Und spätestens seit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit den B-Junioren der Löwen im vergangenen Jahr haben sich sehr viele Augen auf das außergewöhnliche Zwillingspaar gerichtet. Einer, der die beiden durch die fast tägliche Arbeit auf dem Platz besonders gut einschätzen kann, ist U17-Trainer Wolfgang Schellenberg. Für den Juniorencoach stellten Lars und Sven in der Meistersaison „durch ihr strategisches Denken sehr wichtige Spieler" dar. Während Sven „ein Spiel lesen und führen kann und zudem unheimlich für die Mannschaft arbeitet", zeichnet sich Lars durch eine „etwas offensivere Spielweise" aus und „schaltet sich immer wieder nach vorne ein". „Kopfballstark" seien beide, so Schellenberg. Die Bender-Zwillinge selbst sehen Schellenberg als einen sehr wichtigen Trainer für ihre persönliche Entwicklung an, „er hat uns den Feinschliff verpasst". Überhaupt ist das Jahr 2006 in sportlicher Hinsicht ein sehr ereignisreiches gewesen. Den Gewinn der Deutschen Meisterschaft, übrigens der erste nationale Titel des TSV 1860 im Nachwuchsbereich, sei sicherlich „der größte Erfolg" gewesen, „darauf haben wir ja eine ganze Saison lang zielstrebig hingearbeitet". Darüber hinaus haben sie mit der U17-Nationalmannschaft an der Europameisterschaft in Luxemburg teilgenommen, bei der am Ende ein respektabler dritter Platz erreicht wurde. Im Rückblick betrachtet, sei dieses Turnier auf internationaler Bühne „das bislang schönste Erlebnis" ihrer Karriere gewesen. Und als „Krönung" wurde den Zwillingen die „Fritz-Walter-Medaille 2006" verliehen, Lars wurde mit Gold, Sven mit Bronze im Jahrgang 1989 (U17) ausgezeichnet. „Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut", erzählt Lars, „besonders da wir diese Auszeichnung vorher überhaupt nicht kannten". Kein Wunder also, dass die Nummer 17 und 22 der Löwen mit Beginn der Saison 2006/2007 den Sprung in den Profikader geschafft haben. Doch neben den hohen Qualitäten im fußballerischen Bereich zeichnet die Zwillinge - darüber sind sich alle einig - nicht zuletzt ein sehr starker Charakter aus. Trotz der vielen Lobeshymnen, die in den vergangenen Wochen und Monaten über die beiden ausgeschüttet wurden, bleiben Lars und Sven „total klar im Kopf", wie Ernst Tanner und Cheftrainer Marco Kurz übereinstimmend feststellen. Eine Eigenschaft, die auch den Verantwortlichen beim Deutschen Fußball Bund (DFB) ausgesprochen positiv aufgefallen ist: „Sie sind beide äußerst charakterstark, sind aufrichtige und geradlinige Typen, einfach kernige, ehrliche Jungs", schwärmte DFB-Trainer Bernd Stöber im Rahmen der Auszeichnung mit der Fritz-Walter-Medaille. Selbstdiszipliniert, zielstrebig, enorm leistungsorientiert, „die beiden wissen ganz genau, was sie wollen", so Kurz. „Fußball ist unser Leben" lautet ihre überzeugende Antwort. Diesem Ziel, sich im Profibereich zu etablieren, ordnen sie alles unter, keine Zusatzeinheit ist ihnen zuviel. „Sie bringen eine hohe Eigenmotivation mit, gehen zusätzlich in den Kraftraum, oder laufen", hebt Tanner hervor. Umso wichtiger sei es deshalb, sie sehr gezielt an den Profibereich heranzuführen, die Trainingseinheiten separat zu steuern. Man dürfe nicht vergessen, dass Lars und Sven mit dem Sprung in den Herrenbereich eine komplette Altersstufe übersprungen haben. „Beide befinden sich noch in der Entwicklungsphase, ihr Körper braucht Zeit, nimmt sich immer wieder mit kleineren Wehwehchen Auszeiten", so Kurz, „aber nach der Winterpause haben beide noch einmal einen großen Schritt gemacht". Während Lars und Sven bis einschließlich zur U17 immer gemeinsam im Mittelfeld gespielt haben und sich „blind verstehen", standen sie bei den Profis erst ein einziges Mal gemeinsam in der Startelf; das war am 29. Spieltag beim Auswärtsspiel in Paderborn. Zufrieden sind sie mit ihrem Auftritt nicht, „es war auf einmal so ungewohnt", so Lars. „Die Harmonie, die wir sonst hatten, war überhaupt nicht da", betont Sven. Ihren großen Traum, „irgendwann gemeinsam im Mittelfeld zu spielen", haben sie nach wie vor im Kopf, „dafür werden wir alles tun". Dass die beiden ihren Weg gehen werden, daran zweifelt kaum jemand. Schon gar nicht, wer die willensstarken Zwillinge persönlich kennt. Einen großen Schritt in Richtung logistischer Selbständigkeit wollen die Zwillinge übrigens noch bis zum Ende dieser Saison erreicht haben: die Führerscheinprüfung. Im Augenblick werden sie häufig von ihrer Mutter zum Trainingsgelände gefahren, oder sie fahren mit der Bahn. „Den Führerschein zum Saisonabschluss, das sollte doch eigentlich ein realistisches Ziel sein", lachen die beiden verschmitzt. |
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